Montag, 29. August 2011

Der Glücksbringer

 Mittlerweile hat sich der Planet extrem aufgeheizt, was den Fischen etwas den Appetit verdorben hat. Wenn ich ehrlich bin, habe ich bei so tropischen Temperaturen auch nicht wirklich Hunger. Doch selbst in dieser schwierigen Phase lassen sich einige wenige Karpfen fangen, wenn auch nicht die Größten! Ich kenne diese Situation aus vergangenen Jahren nur zu gut, und doch beginne ich immer wieder, mein Tun zu hinterfragen, ob denn die Montagen richtig funktionieren oder der Köder der richtige ist?! Das alljährlich wiederkehrende Sommerloch hat mich fest in seinen Fängen und ich schwitze aus allen erdenklichen Öffnungen. Es ist fast nicht auszuhalten. Ab und zu lässt Petrus mir einen Fisch zukommen und in mir steigt die Hoffnung, besseren Zeiten entgegen zu gehen.
 Zwischendurch bekomme ich Besuch von drei neugierigen Jungenten, diese inspizierten unseren Angelplatz seelenruhig. Wenn da jetzt............, nein es kommt kein Run, wir haben Flaute. Die Enten schienen das zu wissen, denn ein plötzlich losheulender Delkim hätte vermutlich Herzrasen und Schluckauf bei ihnen ausgelöst.
 Dann kam der Tag an dem ich meine Tochter zum Angeln mitnahm. Sie freute sich riesig und stand auch sehr brav um halb fünf Uhr Morgens auf. Leider kam es, wie wir es uns nicht gewünscht hatten. Nicht einen Piepser hatten wir zu verzeichnen, kein noch so kleiner Karpfen erbarmte sich, uns eine Freude zu bereiten. Doch es wäre nicht meine Tochter, wenn sie nicht auch in dieser Situation die beste Idee ever hatte. Sie liebte es zu modeln und zu posieren, also schlüpfte sie flugs in meinen kuscheligen Dragonbaits- Sweater und setzte sich auf den schwarzen Kübel mit dem dekorativen feuerroten Drachen. So hatten wir trotzdem jede Menge Spass, und der Reiher , der neugierig ins Wasser spähte, gab noch ein gutes Motiv!!
 Am nächsten Tag versuchte Heinz sein Glück. Mit geringer Erwartungshaltung, angesichts meiner Niederlage vom Vortag, legte er die Fallen aus. Und abermals schien es, als konnte er zur Zeit nichts falsch machen. Der obligatorische Anruf bei mir im Geschäft erfolgte........19+!!! Zwei weitere Fische hat er leider verloren. Drei Bisse, unglaublich, darauf hätte ich nicht gewettet. Tja, so ist das Leben, von einen auf den anderen Tag völlig unterschiedliches Verhalten unserer schleimigen Lieblinge.
 Wie immer, wenn nichts geht, spiele ich mit meiner Kamera und lichte ab, was mir vor die Linse kommt. Ob Libelle oder Specht, mir sind beide recht!!
 Eine kräftige Abkühlung, hervorgerufen durch heftige Gewitter und Sturmböen, weckte meine Instinkte. Das Wasser wurde kräftig durchmischt, umgewälzt und mit Sauerstoff angereichert. Jetzt musste es einfach klappen! Früh Morgens, es war noch stockdunkle Nacht, läutete mich mein Wecker aus den Federn. Welcher Idiot steht an seinem freien Tag freiwillig um so eine Zeit auf?? ICH!!! Jawoll, meine urigsten Triebe waren wieder freigelegt und entfalteten sich. Bevor ich mit meinem gesamten Krempel von zu Hause wegschlich, steckte ich mir mein Geburtstagsgeschenk meiner Tochter ein. Ein von ihr selbst bestickter Jutesack, der mein Glücksbringer sein sollte, so hat sie es mir mitgeteilt. Am Wasser angekommen empfingen mich Dunkelheit, Wind und frische Temperaturen. Auch Heinz war gekommen um mit mir zu angeln. Zuerst frühstückten wir und besprachen allerlei Dinge. Irgendwann, in einem Anfall von ich weiss nicht was, sagte ich zu Heinz, dass meine linke Rute als allererste abrauchen wird. Kurz nach sieben Uhr war es dann auch so weit. Exakt die von mir angekündigte Rute machte durch einen mehr als zaghaften Lauf auf sich aufmerksam. Gaaanz langsam drehte sich der Spulenkopf, fast hätte ich nachhelfen wollen, damit der Fisch auf Touren kommen kann. Die Rute in meiner Rechten verneigte sich und der Fisch setzte sich langsam in Bewegung.DICKFISCH schoss es mir durch den Kopf, und kurze Zeit später wurden meine Gedankengänge bestätigt. Ein langer Schuppinger wälzte sich im Kescher, ich war ausser mir vor Freude.
 101 cm und 20,80 Kg, eine richtige Walze. An Land entwickelte dieses Schuppenmonster neue Kräfte und legte so richtig los. Ein Teufelskerl, den ich im Wasser anscheinend richtig überrascht hatte. Fotoshooting- schon hatte ich meinen Glücksbringer zwischen den Zähnen und Heinz drückte ab, ich war nur glücklich.
 Danach tat sich 4 Stunden rein gar nichts, ehe sich wieder eine meiner Ruten lautstark bemerkbar machte. Wieder war ich von Anfang an sicher, einen wirklich starken Karpfen zu drillen. Diese ruhigen Züge, keine hektischen Schläge oder Fluchten. Als sich die Maschen meines Keschers um den massiven Körper schlossen, konnte ich mir einen kleinen Freudenschrei nicht verkneifen. Angesichts des bulligen Körperbaus vermutete ich einen weiteren Fisch der 20+ Kategorie, doch die Waage blieb diesmal etwas unterhalb stehen. 19+, ein gewaltiges Schuppenschweinderl, welches aufgrund seines Körperbaus wesentlich schwerer wirkte.
Danke Heinz, die Fotos sind echt klasse geworden!! Leider ging Heinz diesmal leer aus, doch auch das ist Karpfenangeln wie es leibt und lebt.
Nur Dicke
Marcus

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