Samstag, 24. September 2011

Harte Zeiten

 Die Nächte werden schon merklich kühler und das Laub verfärbt sich langsam. Der Herbst zieht ein ins Land! Die Wetterkapriolen machen den Fischen ganz schön zu schaffen. Kein Wunder, bei Temperaturstürzen von bis zu 15 Grad!! Es ist eindeutig, der Sommer hat sich verabschiedet und ein hoffentlich vielversprechender Herbst macht es sich bei uns gemütlich. Für viele ist der "GOLDENE HERBST" die beste Zeit um großen Karpfen nachzustellen. Früher war ich auch einmal dieser Meinung, doch heute möchte ich mich nicht mehr nur auf diese Zeit festlegen. Es gibt in einem Jahr einige gute Phasen die es zu erwischen gilt. Doch das der Herbst dazu gehört ist unbestritten. Nur die Tage der Umstellung selbst sind meistens sehr zäh. Da fängt man sich schon den ein oder anderen Schneidertag ein, doch das gehört genauso dazu wie die fängigen Tage. Ist das Wetter dann mal drei, vier Tage lang einigermaßen stabil, können wir wieder erste Bisse verzeichnen. Meistens handelt es sich um sogenannte "Halbstarke", Karpfen von 10- 16 Kilo.
 Meistens bleibt es an einem Angeltag bei einem einzigen Run, eine ziemlich langatmige Geschichte, doch immer noch besser als klassisch zu blanken! Ausserdem sind die Karpfen allesamt sehr schön und auch rundum gesund. Das macht Freude!! Diese äusserst kampfstarken, goldenen "Nuggets" bereiten mir viel Spass beim Drillen. Einige Male vermutete ich schon, den nächsten Kapitalen an der Leine zu führen.
 Jetzt beissen sie auch wieder tagsüber besser, was einen herrlichen Einblick ins jetzt wieder klare Wasser ermöglicht. Ein weiterer, sehr angenehmer Fakt lässt mein Anglerherz jetzt wieder höher schlagen. Die Wassersportler sind bis auf ein paar wenige Segler und Ruderer völlig von der Bildfläche verschwunden. Das ergibt automatisch mehr Ruhe am Wasser, und diese Ruhe genieße ich sehr. Obwohl ich manchmal auch bei "Höchstbetrieb" am Wasser Fisch um Fisch fangen konnte. Doch mir sind diese stilleren Tage allemal lieber und erholsamer sind sie noch dazu!
 Also hoffe ich, dass die herbstlichen Vorboten in stabilen Zeitfenstern ins Land rauschen, denn dann steht weiteren tollen Fängen nichts im Wege. Bis es soweit ist, werde ich mich durch diese harten Zeiten durchkämpfen, wie eh jedes Jahr!
C&R, anytime and everywhere!!

Dienstag, 13. September 2011

Hannibal

 Das war also wieder einmal einer jener Angeltage, die ich bis zu meinem Lebensende nicht mehr vergessen werde. Die Vorgeschichte ist auch nicht ohne. Seit geraumer Zeit fingen wir unter Tags besser als in der Nacht, dabei waren wir in der Vergangenheit eher des Nächtens erfolgreich. Kein Wunder, denkt man da, ist doch im Sommer tagsüber ein Verkehr am Wasser der den Vergleich mit der Südosttangente nicht zu scheuen braucht. Doch urplötzlich war das Beissverhalten der Fische ein völlig anderes. In den Nächten konnte man herrlich schlafen, was den Vorteil mit sich brachte, dass man ausgeruht in die Arbeit kam. Doch wollten wir das? Quatsch, wenn die Rollen rauchten und wir Fisch auf Fisch fingen, störte uns das bisschen Müdigkeit keineswegs. Den Karpfen war es offensichtlich total egal, was wir wollten, die Nächte blieben ruhig. Ich gab aber nicht auf, denn ich wollte nicht wahrhaben, dass mein so geliebtes Nachtangeln relativ unproduktiv geworden war. Ich war mir aber auch sehr sicher, dass sich die Geschichte wieder drehen würde, die Frage war nur, wann das passieren würde?!! Mein Bruder belächelte mich schon mitleidig, wenn ich ihn fragte, ob er denn Lust auf ein gemeinsames "Nochtfischerl" hätte. I faung meine Fisch am Tog, sagte er, und der Erfolg gab ihm Recht. Auch bei Freunden von mir, welche das gleiche Wasserl wie ich befischen, beklagten die Erfolglosigkeit in der Nacht. Des gibts jo ned, de Viecha hom do in da Nocht a Ruah, warum fressns daunn ned?? Der besagte Tag X war nun gekommen, und ich begab mich gleich nach der Arbeit ans Wasser. Nachdem ich mein Tackle aufgebaut hatte, rief ich meine zwei Hübschen zu Hause an. Während ich so mit meiner Tochter plauderte, überfiel mich das Gefühl, das heute Nacht etwas besonderes passieren würde, und ich teilte ihr mit, dass Papa heute möglicherweise einen gaaaanz dicken Fisch fangen könnte. Und ob ihr es glaubt oder nicht, beim Telefonat mit meinem Bruder tat ich das selbe. Ich kündigte einen "BIGGIE" an.
Erst einmal kräftig was zwischen die Kiefer schmeissen und ein kühles Bierchen schlürfen, jetzt geht es der gebeutelten Anglerseele schon richtig gut. Ja und um etwa 22 Uhr vernahm ich das liebliche Gesumme meines Bissanzeigers. Wow, das ging super los, ein strammer 11,40 Kilo schwerer Spiegler war der erste Besucher auf meiner Abhakmatte. Ich teilte diesen Fang meinen Kumpels Hans und Gerhard, die ebenfalls fischten, per SMS mit und freute mich über den Schneiderfisch! Irgendwie verschwendete ich keinen Gedanken daran, dass dies der einzige Fisch der Nacht gewesen sein könnte, obwohl es in der Vergangenheit genau so gelaufen ist. Ein Biss, irgendwann und danach nichts mehr. Das Wetter war sehr mild, windstill und der Mond war fast voll. Nicht die besten Bedingungen zum Karpfenangeln.
 Um genau 23.55 Uhr( ich schaute zufällig auf die Uhr) radelte die Mühle ab, ich krallte mir die Rute und begann sofort etwas Druck zu machen. Am Anfang ging gar nichts, so eine Art Pattstellung, der Fisch hielt nur stur dagegen und ich bekam keinen Meter. Doch nach kurzer Bedenkzeit kam dann doch etwas Bewegung ins Spiel. Ganz gleichmäßig drückte der Karpfen nach links weg, um den selbenm Weg nach geraumer Zeit wieder zurück zu schwimmen. Das dies kein kleiner Fisch sein konnte, war mir jetzt schon klar! Stück für Stück pumpte ich ihn immer näher, was ihm gar nicht gefiel, denn er setzte zu einer gewaltigen Flucht an. Wie eine Lokomotive, so ruhig, stark und gleichmäßig war sie. Dieses Spielchen wiederholte sich einige Male, doch schliesslich wurden die Fluchten immer schwächer.  Da plötzlich durchbrach ein riesiger Schädel die Wasseroberfläche, BAMM!! Wie ein Keulenschlag durchfuhr es mich, das war gewaltig! Ich forcierte den Drill etwas und jetzt wollte ich ihn auch beenden, erfolgreich, wenn möglich! Wieder kam der riesige Schädel zum Vorschein und der Saugrüssel war weit aufgerissen. Ich betete, dass der Haken halten möge. Langsam und vorsichtig zog ich den Kapitalen über den Kescherrand, mann, war das viel Fisch, was da in den Kescher wollte. Und auf einmal ..........war es vollbracht, jawoii, ich hatte ihn! Ein kurzer Triumphschrei durchbrach die Stille der Nacht. Ich hatte einen wahren Giganten vor mir liegen, einen Karpfen der Extraklasse. Ich war überglücklich! Der Zeiger meiner Reuben Heaton schnellte ganz locker über die 26 Kilo Markierung hinweg, erneut konnte ich mir einen Jubelschrei nicht verkneifen. Ja, ich war Karpfenangler mit Leib und Seele, und ich wusste, das dieser Fisch für immer einen besonders hohen Stellenwert für michg haben würde! Da ich ja alleine war, sackte ich den Karpfen vorsichtig ein und informierte meine Freunde und meinen Bruder Heinz über die Ereignisse. So, an Schlaf war jetzt natürlich nicht zu denken, dazu war ich zu aufgekratzt. Im Stillen feierte ich mit einem kühlen Bierchen und blickte dabei in Gedanken versunken in die leuchtende, fast runde Scheibe am nächtlichen Himmel.Immer wieder versuchte ich meinen wohl verdienten Schlaf zu finden, aber es war nicht möglich. Immer wieder schaute ich nach dem Karpfen, ob eh alles in Ordnung ist. Es dauerte ewig lange, bis es endlich wieder hell wurde. Schon recht bald erhielt ich die Nachricht, dass Heinz und Robert mich in einer halben Stunde beehren würden. Ich begann mit den Vorbereitungen für die Fotosession.


 Es war klar für mich, dass ich mit diesem Traumkarpfen ins Wasser gehen würde, um ihn seinem Element zu übergeben. Das waren bewegende Momente, als sich der Riese aus meinen Händen schlängelte um in die Tiefe abzutauchen.
Schon während des Fototermins begann der Karpfen etwas auszuscheiden,.......ein kleines Fischchen!!!

 Da erinnerte ich mich, zwei Jahre zuvor einen großen Spiegler gefangen zu haben, der einen halb verdauten kleinen Barsch ausschied. Aus diesem Grund taufte ich diesen Karpfen dann Hannibal! Und es war auch diesmal Hannibal, der Fotovergleich liess keine Zweifel aufkommen. Diese Tatsache lässt mich zu dem Entschluss kommen, dass Hannibal regelmäßig Fische frisst. Ich kann natürlich nicht sagen, ob er diese lebendig oder schon tot einsaugt, aber es kann kein Zufall sein, dass er mir zweimal ein Fischerl "auswirft". Interessant ist auch, dass die beiden Fangorte kilometerweit voneinander entfernt sind, was folglich bedeutet, das Hannibal sehr weite Wege geht. Oft genug wurde schon über die Standorttreue von kapitalen Fischen diskutiert.

 Zum Abschluss möchte ich euch noch einen ganz besonderen Fisch zeigen, einen Two- Tone der besonderen Art. Hab ich in dieser Form noch nie gesehen. Dieser biss in der gleichen Nacht wie Hannibal, um 3.00 Uhr ! Ein weiterer Grund warum es mit dem Schlafen nichts wurde. Ein kleiner 7 Kilo Schuppi war der Schlusspunkt dieser magischen Nacht. Endlich war ich wieder in der Nacht erfolgreich, doch war das vielleicht eine Eintagsfliege?? Die folgenden Nächte werden es zeigen!